Gallensteine

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gallensteine ist eine häufig vorkommene Erkrankung der Gallenblase sowie der Gallengänge. Dabei werden die Gallensteine vor allem durch verfestigte Reste von Eiweiß und Cholesterin in der Gallenblase, die dann im Gallengang verklumpen können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gallensteine?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Gallenblase mit Gallensteinen. Klicken, um zu vergrößern.

Gallensteine, sind ein Produkt der Galle und etwa ein Fünftel der erwachsenen Einwohner in den industriellen Staaten sind dessen Träger. Sie sind ein Endprodukt aus kristallinen Flüssigkeiten, welche sich verdickt haben. Die kristallinen Flüssigkeiten werden in der Leber produziert und gelangen danach in die Gallenblase.

Viele Gallensteine sind nicht gefährlich und verursachen auch keine Schmerzen. Ein Problem gibt nur, wenn die Gallenflüssigkeit auf dem Weg von der Leber in die Gallenblase auf eine Verengung trifft. Hier können dann die Gallensteine entstehen, einige sind so klein das sie über die Blase ausgeschieden werden können, andere Steine sind so groß das sie operativ entfernt werden müssen.

Ursachen

Ursachen, die zur Bildung von Gallensteine führen, ist noch nicht ganz erforscht. Einige Wissenschaftler vermuten die Bildung von Gallensteinen auf einen Defekt von einem bestimmten Gen, eine fehlerhafte Mutation, die für die Entstehung von Gallensteinen verantwortlich ist. Andere Forscher wiederum vermuten, das die Bildung der Gallensteine durch einen erhöhten Cholesterinspiegel gefördert wird in Verbindung mit der verminderten Bildung von Gallenflüssigkeit.

Neben diesen Faktoren gibt es noch einige andere medizinische Gründe, wie etwa eine Schwangerschaft. Fettreiche Ernährung oder auch eine radikale Diät mit einem vollständigen Entzug von Fetten. Ebenso können die Ursachen für Gallensteine auch durch andere Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Fettsucht, Schilddrüsenproblemen oder auch familiären Druck ausgelöst werden.

Weiterhin können auch Gallensteine nach großen Operationen ausgelöst werden, aber auch Entzündungen an der Leber, im direkten Umfeld oder direkt in der Galle können zur Bildung führen. Daher sollte jeder der unter den vorgenannten Gründen leidet eine vorsorgliche medizinische Untersuchung in Bezug auf Gallensteine ausführen lassen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Mit Hilfe eines Endoskops werden die Gallensteine entfernt. Klicken, um zu vergrößern.

Ob und welche Symptome Patienten mit Gallensteinen haben, hängt unter anderem von der Größe der Steine, der Anzahl und ihrer Lage in der Gallenblase beziehungsweise im Gallenblasengang ab. Ein großer Teil der Menschen mit Steinen in der Gallenblase hat gar keine oder nur selten Beschwerden.

Bei den übrigen Betroffenen kommt es zu den typischen Symptomen eines Gallensteinleidens. Hierzu zählen Völlegefühl, Übelkeit und Schmerzen im rechten Oberbauch. Diese Beschwerden treten insbesondere nach fettreichen Mahlzeiten auf. Ausgesprochen unangenehm wird es, wenn es zu den sogenannten Gallenkoliken kommt.

Als Kolik wird dabei das rhythmische Zusammenziehen der Muskulatur der Gallenblase bezeichnet. Häufig befindet sich dann ein Stein im Gallengang. Der Körper versucht den Stein auf diese Weise weiter zu transportieren, um ihn aus dem Gang zu entfernen. Die dabei entstehenden Schmerzen verlaufen klassischerweise wellenförmig, das heißt, sie nehmen im Verlauf immer wieder zu und ab. Zusätzlich können sie in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen.

Als weiteres Symptom bei einem Stein im Gallengang kann es zu einer Gelbsucht, dem sogenannten Ikterus, kommen. Da die Gallenflüssigkeit durch den Stein nicht mehr aus der Gallenblase ablaufen kann, staut sie sich zurück und es entsteht die typische Gelbfärbung der Augen und der Haut. Dieser Rückstau kann im Verlauf auch zu einer Entzündung der Gallenblase führen. Hierbei kommt es zu Fieber, Schüttelfrost und starken Schmerzen im rechten Oberbauch.

Verlauf

Der Verlauf bei der Krankheit Gallensteine ist von Patient zu Patient verschieden. Viele bemerken überhaupt nicht das sie an dieser Krankheit leiden, andere wiederum können vor Schmerzen nicht gehen und liegen. Nach dem sich ein oder mehrere Gallensteine gebildet haben, kann es zu Blähungen, Völlegefühl, Erbrechen und Schweißausbrüche kommen. Gleichzeitig sind sehr starke Schmerzen im Oberbauch, Druckschmerz.

Des Weiteren sind die Leberwerte sehr stark erhöht und eine Verfärbung des Urins und des Stuhls ist zu beobachten. Viele Beschwerden treten dann überwiegend abends und auch nachts auf, vor allem nach reichlichem Genuss von fetthaltigen Gerichten. Sollte diese geschehen, sollte jeder so schnell es geht sich auf Gallensteine untersuchen lassen.

Komplikationen

Komplikationen durch Gallensteine drohen besonders dann, wenn der Gallengang durch einen Stein blockiert wird. Dadurch ist die Gallenflüssigkeit nicht mehr in der Lage, ungehindert in den Darm abzufließen, was wiederum einen Rückstau in Richtung Gallenblase und Leber hervorruft. In manchen Fällen liegt außerdem eine Beteiligung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) vor.

Durch das angestaute Sekret drohen mitunter schmerzhafte Entzündungen. Als typische Symptome einer Gallenblasenentzündung (Cholecystitis) gelten Schwächegefühle, Abgeschlagenheit und Fieber. Im Extremfall führt die Entzündung der Gallenblase zur Brüchigkeit des Organs, das schließlich einreißt. Gelangt die Gallenflüssigkeit deswegen in den Bauchraum, besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung (gallige Peritonitis).

Zudem droht das Risiko von Entzündungen an der Leber und der Bauchspeicheldrüse. Vor der Einmündung des Gallengangs in den Darm erfolgt ein Zufluss aus der Bauchspeicheldrüse. Sitzt der Stein an diesem Zufluss in der Nähe des Darmausgangs, kommt es zu einem Anstau des Gallensekrets sowohl in Leber und Gallenblase als auch in der Bauchspeicheldrüse.

Eine weitere Komplikation von Gallensteinen ist Gelbsucht (Ikterus). Diese gelbliche Verfärbung der Haut entsteht, wenn der gestörte Abfluss der Gallenflüssigkeit einen längeren Zeitraum anhält. Dabei wird auch das Augenweiß gelb eingefärbt. Der Urin weist eine dunkle Verfärbung auf, während der Stuhl heller wird. In seltenen Fällen kann die Gallenblasenwand von den Gallensteinen durchbohrt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Es gilt: treten schmerzhafte Symptome oder eine Verfärbung der Haut, Schüttelfrost und Fieber auf, ist umgehend ein Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Da diese Symptome immer wieder auftreten, ist eine Klärung der Ursache unabdingbar.

Durch Gallensteine verursachte Schmerzen werden von Schmerzmitteln nur vorübergehend betäubt und verschaffen lediglich eine Linderung der Symptome - dies ersetzt nicht das Vorstellen bei einem Arzt. Gallenkoliken treten plötzlich auf und stellen durch reflexartiges zusammenzucken und sich krümmen, zum Beispiel beim Führen von Maschinen oder Kraftfahrzeugen, auch eine Gefahr für andere dar.

Die Klärung von sonstigen unspezifischen Beschwerden (ständiges Völlegefühl, etc.), bedarf keiner sofortigen Diagnose. Wenn die Beschwerden immer wieder auftreten, sollte dennoch ein Arzt aufgesucht werden.

Wurden Gallensteine bereits diagnostiziert, die allerdings keine Beschwerden verursachen, muss auf das Auftreten von Symptomen geachtet und der Verbleib der Steine (wandern die Gallensteine? Wird der Gallengang teils blockiert? ) in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Dadurch kann gegebenenfalls frühzeitig eine schonende Behandlung begonnen werden. Bleiben die Gallensteine beschwerdefrei, ist keine Behandlung notwendig.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung und Therapie ist für jeden Patienten mit Gallensteinen anders. Es kommt auf die Schwere der Erkrankung an. Gallensteine die keine Schmerzen verursachen bedürfen auch keiner Behandlung. Alle anderen Patienten sollten im Vorfeld mit Schmerzmittel, Antibiotika und einer speziellen Diät behandelt werden.

Erst wenn die anhaltenden Schmerzen verschwunden sind, kann darüber nachgedacht werden die Gallensteine zu entfernen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Da ist zum Beispiel die Zerstörung der Steine mittels Medikamente. Hierbei muss allerdings bedacht werden, dass die Medikamente bis zu zwei Jahren eingenommen werden müssen. Eine weitere Alternative ist die Zertrümmerung der Steine durch Stoßwellen. Hier besteht die Gefahr, dass sich durch die zerstörten Gallensteine neue Steine bilden können.

Die letzte Variante ist eine radikale Therapie. Hier werden die Gallensteine zusammen mit der Gallenblase entfernt. Diese Therapie ist eine der sichersten Methoden, die Schmerzen zu entfernen und eine Neubildung zu vermeiden.

Aussicht & Prognose

In den meisten Fällen bereiten Gallensteine den Betroffenen keinerlei Probleme. Sollte es dennoch zu Beschwerden kommen, verläuft eine operative Entfernung in der Regel komplikationslos. Wird dabei die Gallenblase entfernt, übernimmt der Gallengang ihre Aufgabe als Speicherort der Galle. Die Betroffenen haben üblicherweise nur wenige Tage lang Beschwerden durch die Operation. Danach sind sie im Regelfall völlig beschwerdefrei.

Auch eine medikamentöse Auflösung der Gallensteine verläuft normalerweise komplikationslos. Die Wiedererkrankungsrate ist jedoch bei allen Behandlungsmöglichkeiten relativ hoch. Selbst nach Entfernung der Gallenblase bilden sich in 30 bis 50 % der Fälle innerhalb von fünf Jahren wieder neue Gallensteine. Bei medikamentöser Behandlung ist das Risiko noch größer.

Gallensteine bleiben oftmals sogar unbemerkt, weil sie keinerlei Beschwerden verursachen. Wenn sie jedoch symptomatisch werden, sollten sie entfernt werden. Sie erhöhen nämlich das Risiko, an seltenen Krebserkrankungen wie Gallenblasen- oder Gallengangkrebs zu erkranken.

In wenigen Fällen können sie eine Lage einnehmen, durch die sie den Hauptgallengang verschließen. Die Gallenflüssigkeit kann somit nicht abfließen, sodass sich ein lebensgefährlicher Rückstau bildet. Außerdem können Gallensteine sich in seltenen Fällen durch die Gallenblasenwand bohren. Gallenflüssigkeit könnte somit in den Bauchraum wandern und eine Bauchfellentzündung verursachen. Um derartige Komplikationen zu vermeiden, ist dringend eine Behandlung anzuraten.


Nachsorge

Sollten die Gallensteine sich durch Medikamente oder sogar von selbst gelöst haben, ist keine weitere Nachsorge notwendig. Falls dies nicht der Fall ist, müssen mögliche Ursachen diagnostiziert und behandelt werden. Der Patient muss sich in erster Linie schonen und ansonsten die Vorgaben des Arztes bezüglich Ernährung und körperlicher Bewegung einhalten.

Nach der Gallenstein-Operation können zunächst Schmerzen und Müdigkeit bestehen bleiben. Im Rahmen der Nachsorge wird der Arzt die Operationswunde prüfen und gegebenenfalls auch Gallengang und Gallenblasen-Arterie kontrollieren. In den ersten Stunden nach dem Eingriff erhält der Patient Schmerzmittel, zunächst per Tropf und später als Tabletten.

Sollten keine Komplikationen festgestellt werden, darf das Krankenhaus nach wenigen Tagen verlassen werden. Zuhause müssen weiterhin Schmerzmittel eingenommen werden, welche nach den Vorgaben des Arztes allmählich zu reduzieren sind. Die bei Blähungen verordneten Magnesium-Präparate müssen unter Umständen noch einige Tage länger eingenommen werden. Die Nachsorgeuntersuchung wird vom Hausarzt durchgeführt.

Hierbei wird der Arzt den Befund erfragen und anschließend eine körperliche Untersuchung sowie ein kurzes Patientengespräch durchführen. Eventuell müssen verbliebene Fäden gezogen werden. Je nachdem, wie fit der Patient ist, benötigt er zudem eine Krankschreibung. Bei einem positiven Verlauf genügt eine kurze Kontrolle. Weitere Verlaufskontrollen sind nach einer erfolgreichen Gallenstein-Operation nicht notwendig.

Das können Sie selbst tun

Gallensteine werden nur in etwa einem Viertel aller Fälle auffällig. Der Rest der Steine bleibt symptomlos. Sie werden deshalb meist nur durch einen Zufallsbefund entdeckt. Das bedeutet auch, dass eine Anpassung des Verhaltens im Alltag entfällt und eine Selbsthilfe hauptsächlich in Vorsorgemaßnahmen besteht, vor allem, wenn Fälle von Gallensteinen in der Familie bekannt sind, denn genetische Faktoren spielen bei der Bildung von Gallensteinen in der Gallenblase oder in den Gallengängen durchaus eine Rolle.

Die wichtigste Vorbeugemaßnahme besteht in einer gesunden Ernährung, die auch naturbelassene Nahrungskomponenten wie Gemüse und Obst mit einer ausgewogenen Menge an unverdaulichen Ballaststoffen enthalten sollte. Extremes Übergewicht, aber auch eine schnelle Gewichtsabnahme und Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes sind Risikofaktoren für die Entstehung von Gallensteinen, die dann überwiegend der Kategorie der Cholesterinsteine entsprechen.

Sobald Gallensteine Symptome zeigen, die häufig zunächst unspezifisch sind, wird vor allem eine Gallenkolik gefürchtet. Sie entsteht durch krampfartiges Zusammenziehen der Muskeln in den Wänden der Gallenblase, um den Gallenstein weiter in den Gallengang und in den Dünndarm zu befördern.

Falls es zu Gallenkoliken oder anderen schmerzhaften Symptomen kommt, sollte über eine Auflösung der Steine durch Medikamente oder über eine mechanische Entfernung der Steine durch eine OP oder durch Katheter entschieden werden. Weitere Selbsthilfemaßnahmen entfallen, da beispielsweise Gallenkoliken anfallsweise und ohne vorherige Ankündigung auftreten.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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