Progesteronmangel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Progesteronmangel kann einige unspezifische Krankheitsbilder hervorrufen und nicht zuletzt auch für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein. Dieser Artikel erklärt Ursachen und Möglichkeiten der Behandlung und Vorbeugung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Progesteronmangel?

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann sich ein Progesteron-Mangel durch Schlafstörungen, heftiges Schwitzen, Herzrhythmusstörungen oder aber einem emotionalen Ungleichgewicht äußern.
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Progesteron ist ein weibliches Sexualhormon. Es ist auch unter dem Begriff "Gelbkörperhormon" bekannt, da es im Eierstock vom Gelbkörper gebildet wird. Das Hormon kommt auch im männlichen Körper vor und wird dort im Hoden gebildet. Das geschieht jedoch nur in sehr geringen Mengen.

Im weiblichen Körper regelt das Progesteron die Einnistung des befruchteten Eis in der Gebärmutter sowie den Erhalt der Schwangerschaft. Nach dem Eisprung formt sich die Hülle des Ei-Follikels zum Gelbkörper um. Hieraus wird das Progesteron gebildet.

Gesteuert wird dieser Vorgang durch das LH Hormon, das durch die Hirnanhangsdrüse hergestellt wird. Im Laufe einer Schwangerschaft sorgt die Plazenta für die Produktion großer Mengen des Progesterons, damit die Schwangerschaft bestehenbleibt. Außerdem ist das Progesteron auch Baummaterial für die Hormone Östrogen und Testosteron.

Ursachen

Die Ursache für einen Progesteronmangel liegt in einer Gelbkörperschwäche. Follikel reifen nicht ausreichend heran, wodurch auch die Eizellen nicht ausgebildet werden können. In der Folge kann sich kein vollständiger Gelbkörper entwickeln. Der Progesteronmangel führt zu einer Östrogendominanz, die bereits als Zivilisationskrankheit angesehen wird. Diese Östrogendominanz kann wiederum viele Ursachen haben, die oft in Kombination miteinander auftreten und sich gegenseitig verstärken.

Zum einen spielen genetische Faktoren eine Rolle. Es kann auch durch die Einnahme der Pille Zyklen ohne Eisprung geben. Der Beginn der Wechseljahre ist oft durch einen Progesteronmangel geprägt. Ferner können in der Nahrung Östrogene oder andere Stoffe enthalten sein, die den Hormonhaushalt beeinflussen (z.B. Hilfsmittel zur Mast, Plastikflaschen, Konserven und Tütensuppen, Zusatzstoffe in Streichfetten und im Brot, etc.).

Auch in der Umwelt können sich Chemikalien befinden, die den Zyklus empfindlich zu stören geeignet sind. Das sind beispielsweise Xenoöstrogene, die sich in Lacken, Wandfarben, Pestiziden, Baumaterialien und Abgasen befinden. Ebenso bestimmte Medikamente können sich negativ auswirken, zum Beispiel Psychopharmaka, Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden, Schilddrüsenstörungen und Antidiabetika. Falsche Ernährung, Stress, Lichtmangel, Bewegungsmangel und Eierstockschäden können ein Übriges tun.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Mangel des Hormons Progesteron kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten, wobei Letztere häufiger davon betroffen sind. Vor allem in Stresssituationen kann eine Störung des Hormonhaushaltes vorkommen, mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit. Doch auch in der Schwangerschaft, Stillzeit und während der Wechseljahre treten häufig Symptome auf.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann sich ein Progesteron-Mangel durch Schlafstörungen, heftiges Schwitzen, Herzrhythmusstörungen oder aber einem emotionalen Ungleichgewicht äußern. Frauen sind zudem noch von anderen Beschwerden betroffen. Dazu zählen Eierstockzysten und Myome, starker Eisenmangel (vor allem während der Menstruation) und das Auftreten von Brustkrebs. Das Ausbleiben einer Schwangerschaft oder eine Fehlgeburt können in schlimmen Fällen ebenfalls die Folge der Erkrankung sein.

Oftmals tritt ein Mangel in Zusammenhang mit anderen Krankheiten auf, weshalb der Arzt bei der Anamnese auch Symptome einer Schilddrüsenerkrankung abfragen wird. Kalte Hände und Füße, Schwellungen der Finger, trockene und gereizte Haut und niedriger Blutdruck können deshalb ebenfalls Anzeichen eines Progesteron-Mangels sein. Auch depressive Stimmungen, Panik oder Angstzustände und eine verminderte Leistungsfähigkeit treten auf.

Bei den genannten Beschwerden handelt es sich nur um einige Symptome, welche hinzukommend unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Stellen sie sich in einer entsprechenden Lebenssituation ein, sind sie jedoch von Seiten eines Arztes gut diagnostizierbar.

Diagnose & Verlauf

Ein Progesteronmangel kann sich an verschiedenen Symptomen zeigen, die einen Ansatzpunkt für eine weitere Diagnose liefern. Dazu gehören Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit, Mattigkeit, Angstzustände, depressive Verstimmungen, Wasseransammlungen, Übelkeit, Gewichtszunahme, empfindliche, anschwellende Brüste, Zysten und Myome sowie Schmerzen bei der Regelblutung. Bei Schwangeren kann eine Fehlgeburt auftreten. Typisch sind außerdem verkürzte Zyklen und Schmierblutungen.


Bei Verdacht auf einen Mangel an Progesteron wird der Arzt einen Progesterontest vorschlagen. Hierbei werden die Progesteron- und Östrogenwerte um den 19., 20., oder 21. Zyklustag mit Hilfe eines Speicheltests bestimmt. Solche Tests können auch selbst duchgeführt werden, indem Proben entnommen und an ein Labor zur Auswertung geschickt werden.

Unterstützend kann vor der Diagnose durch den Arzt eine Basaltemperaturkurve angelegt werden. Um einen Progesteronmangel sicher festzustellen, sollte eine Nebennierenschwäche ausgeschlossen werden.

Komplikationen

Aufgrund des Progesteronmangels leiden die Betroffenen an verschiedenen Beschwerden, die zu unterschiedlichen Komplikationen führen können. Im schlimmsten Fall kann der Progesteronmangel allerdings zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen. Nicht selten kommt es dabei auch zu psychischen Beschwerden oder zu starken Depressionen. Auch die Lebensqualität wird damit erheblich eingeschränkt und verringert.

Weiterhin leiden die Patienten nicht selten auch Störungen der Konzentration und der Koordination. Auch eine Abgeschlagenheit und eine Antriebslosigkeit kann dabei auftreten und sich sehr negativ auf den Alltag des Betroffenen auswirken. Nicht selten leiden die Patienten aufgrund des Progesteronmangels auch an Angstzuständen und an einer Verwirrung. Bei Frauen kommt es dabei auch zu einem Spannen in der Brust und häufig auch zu Regelschmerzen.

Sollte der Progesteronmangel bei schon schwangeren Frauen auftreten, kann es dabei im schlimmsten Fall zu einer Fehlgeburt kommen. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Hilfe von Medikamenten. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Weiterhin stehen dem Betroffenen auch verschiedene Naturhilfen zur Verfügung, die die Beschwerden des Progesteronmangels deutlich einschränken und reduzieren können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Paare oder Frauen, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben, sollten sich umfassend über die optimalen Bedingungen zur Zeugung von Nachwuchs informieren. Werden alle Vorgaben erfüllt und dennoch bleibt über mehrere Monate eine Schwangerschaft aus, sollte ein Kontrollbesuch bei einem Arzt stattfinden. In diesem erfolgt eine erneute Aufklärung der optimalen Bedingungen für eine Fruchtbarkeit. Darüber hinaus sollte eine umfassende Untersuchung eingeleitet werden, die Auskunft über den Fruchtbarkeitsstatus der betroffenen Personen gibt.

Anhaltende Schlafstörungen, Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus sowie Auffälligkeiten des Hormonsystems sollten ebenfalls mit einem Arzt besprochen werden. Kommt es zu Stimmungsschwankungen, depressiven Phasen oder Besonderheiten im Verhalten des Betroffenen, ist eine Untersuchung notwendig. Starkes Schwitzen, Schwellungen der Finger oder ein diffuses Angsterleben sind einem Arzt vorzustellen. Die Beschwerden deuten auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung hin, die diagnostiziert und behandelt werden muss. Knoten in der Brust, Unregelmäßigkeiten des weiblichen Monatszyklus sowie eine Abnahme des Wohlbefindens sind weitere Anzeichen einer Erkrankung. Leidet der Betroffene unter Veränderungen der Libido, starker Weinerlichkeit sowie Veränderungen des Hautbildes, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Innere Unruhe, Schwankungen des Gewichts und Apathie sind Hinweise einer gesundheitlichen Störung und müssen von einem Arzt abgeklärt werden. Bei kalten Gliedmaßen, einer Überempfindlichkeit gegenüber Temperatureinflüssen und einer schnelle Erschöpfung sollte ein Arzt konsultiert werden.

Behandlung & Therapie

Es gibt verschiedene Ansätze, eine Gelbkörperschwäche zu therapieren. Wenn ein Mangel an Progesteron festgestellt wurde, wird dem Körper in der Regel Progesteron medikamentös zugeführt. In Frage kommen hierbei Mittel wie Clomifen, Dydrogesteron und Utrogest®. Idealerweise wird eine Therapie schon bei der Follikelreifung durchgeführt, denn dort liegt die Ursache der Gelbkörperschwäche. In einigen Fällen wird zusätzlich Östrogen verabreicht. Des Weiteren findet das Schwangerschaftshormon Anwendung, wenn eine Gelbkörperschwäche behandelt werden soll.

Die Östrogendominanz kann auf verschiedene Weise behandelt werden. Welche Behandlung bevorzugt wird, hängt von der Schwere des Progesteronmangels (und damit der Östrogendominanz) ab und von den Vorlieben der betreffenden Patientin. Neben der Behandlung mit chemischem Progesteron kommt beispielsweise auch eine Behandlung mit Pflanzen in Betracht, die über progesteronähnliche Wirkstoffe (Phytohormone) verfügen und mit denen die natürliche Progesteronproduktion angeregt werden kann.

Auch mit Sport, gesunder Ernährung, Wasser, Lichttherapie und Naturheilmethoden kann die Behandlung des Progesteronmangels unterstützt werden. Akupressur, Homöopathie, Schüssler-Salze und esoterische Heilmethoden können bei entsprechender mentaler Veranlagung versucht werden.


Vorbeugung

Um einem Progesteronmangel vorzubeugen, ist es hilfreich, sich gesund zu ernähren und möglichst stressarm zu leben. Hilfreich sind Spaziergänge, vor allem bei Tageslicht, mäßiger Sport (z.B. Joggen oder Schwimmen), Abbau von Übergewicht, Verzicht auf Alkohol, Zucker, Nikotin und tierische Fette.

Ideal ist eine Ernährung, die ausreichend Protein enthält und daneben reich an Ballaststoffen, ungestättigten Fettsäuren, Mineralstoffen (vor allem Magnesium), Vitaminen (vor allem die Vitamine B6, B12, C und E) und Spurenelementen (vor allem Selen und Zink) ist.

Nachsorge

Der Progesteronmangel ist grundsätzlich nicht als eigenständiges Krankheitsbild zu betrachten, sondern tritt als Folge oder Symptom einer Hormonstörung auf. Dies kann in den verschiedenen Lebensphasen passieren, kann aber auch mit dem Hormonsystem insgesamt zusammenhängen. Eine fest definierte Nachsorge für den Progesteronmangel gibt es daher nicht. Die Nachsorge kann variieren zwischen einer lebenslangen Ausgleichsversorgung mit Hormonen bis hin zu keiner notwendigen Nachsorge oder Therapie.

Wird eine lebenslange Versorgung durch eine Hormonersatztherapie für notwendig befunden, so ist es erforderlich, dass der Patient sich regelmäßig bei einem Facharzt, vorzugsweise einem Endokrinologen, vorstellt. Dieser untersucht in festen Abständen den Hormonstatus und kann je nach Situation die Behandlung individuell anpassen. Bei einer Behandlung in bestimmten Lebensphasen oder nach bestimmten Ereignissen, wie einer Schwangerschaft und Geburt, ist die Einnahme von Hormonen nach einer bestimmten Zeit nicht mehr nötig.

Hier können die entsprechenden Medikamente dann zumeist komplett abgesetzt oder schrittweise reduziert werden. Jedoch muss nach jeder Hormonersatztherapie kontrolliert werden, ob der Körper wieder eigenständig in der Lage ist, die notwendigen Hormonspiegel dauerhaft zu gewährleisten. Die Nachsorge bezieht sich also vor allem auf regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um zu garantieren, dass es nicht erneut zu behandlungsbedürftigen Hormonmangelzuständen bei dem Patienten kommt.

Das können Sie selbst tun

Ein Mangel des Hormons Progesteron macht sich deutlich im Alltag bemerkbar. Die Symptome gehen von Schlafstörungen über Erschöpfung bis hin zu emotionaler Unausgeglichenheit. Der Arzt wird eine Hormontherapie vorschlagen, welche viele Betroffene jedoch mit kritischem Blick betrachten, denn bei dieser Therapie wird dem Körper ein künstlich hergestelltes Hormon verabreicht, was schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich ziehen kann.

Aus diesem Grund ist die Frage nach einer Alternative groß. Da Hormone immer durch ein bestimmtes Verhalten beeinflusst werden, ist es möglich, auch die Bildung des körpereigenen Progesterons zu unterstützen, indem man die eigene Lebensweise näher betrachtet. Schon eine Veränderung des Bewegungsverhaltens kann hier förderlich sein. Die Betroffenen sollten darauf achten, sich regelmäßig zu bewegen, sei es bei schweißtreibendem Sport oder ausgedehnten Spaziergängen an der frischen Luft. Dabei sollte ergänzend auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden, reich an Vitaminen und Ballaststoffen. Zu viel Zucker, Koffein oder schlechte Fette wirken sich negativ auf den Hormonhaushalt aus. Auch Sonnenlicht kann dem Mangel an Progesteron entgegenwirken, wobei meist bereits 15 Minuten tägliches Sonnenbaden ausreichend sind.

Geht der Mangel mit diesen Maßnahmen nicht zurück, kann alternativ zu einer Hormontherapie auch auf Homöopathie, Schüßlersalze oder andere Naturheilverfahren zurückgegriffen werden.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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